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Bildung neu denken

Blog

Bildungsräume gestalten - Der Beginn vom Bau unseres eigenen Uni-Hauses

Ein Beitrag von Kolja

Wie soll unser Bildungsraum der Zukunft aussehen?

Mit dem beginnenden Frühling erfasste uns die Aufbruchstimmung und plötzlich wurde eine Idee konkret, die uns schon länger begleitet. Die Zeit war reif und auf einmal ging alles ganz schnell: Wir bekamen im Zukunftsdorf Sonnerden die Möglichkeit, ein eigenes Seminarhaus zu mieten und uns es dort einzurichten.
Ab April 2021 erproben wir die Gestaltung eines eigenen Bildungsraums in einer viermonatigen Pilotphase.

Der Bau beginnt…
Doch bevor es mit den Seminaren in den eigenen Räumen losgehen kann, ist noch einiges zu tun: Seit Anfang März haben wir in einer ersten Bau-Woche das alte Seminarhaus „Marionettentheater“ im Zukunftsdorf Sonnerden übernommen und begonnen, dieses für unsere Bedürfnisse als Uni-Haus einzurichten. Im Folgenden werden wir einige Einblicke in den Prozess des Bauens, Renovierens und Einrichtens geben.

Die Bau-Woche
In fünf Tagen Bau-Woche haben wir gemeinsam einiges bewegt. Überall wurde gehämmert, geputzt, eingerichtet und aussortiert. Das neue Uni-Haus verfügt über zahlreiche Schlafzimmer, zwei große Seminarräume sowie zukünftig ein großes Wohnzimmer mit Küche und viel Platz zum gemeinsamen Essen und Beisammensein.

Die Bau-Woche begann damit, dass wir im kleinen Seminarraum unser „Baubüro“ bezogen haben. Das improvisierte Baubüro war fortan unser Treffpunkt und Ort, von dem aus wir die verschiedenen Baustellen koordinierten, den Überblick behielten und uns um Planung und Logistik kümmerten.

In Wesentlichen hatten wir drei große Bauabschnitte:
(1) die Seminarräume, (2) den Wohntrakt mit den Schlafzimmern und (3) den zukünftigen Gemeinschafts- und Lebensraum mit einer großen offenen Küche.
In den ersten beiden Bauabschnitten sind die sichtbaren Veränderungen bereits nach einer Woche Arbeit erkennbar. Ein zentrales Thema war für uns natürlich die Gestaltung der Seminarräume, in denen wir künftig unsere Seminare stattfinden lassen.

Besonders im großen Seminarraum können wir bereits jetzt für die Pilotphase einige der Dinge ermöglichen, die uns für unsere Seminare sehr wichtig sind: Zentral für ein gutes Seminar ist für uns, dass alle beteiligten Menschen im Kreis sitzen und einander sehen können. Dies ermöglicht es, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und bricht mit den frontalen Strukturen, die wir aus der Schule und Vorlesungssälen an klassischen Universitäten kennen.
Bei der Raumgestaltung ist es uns wichtig, eine offene, klare und helle Atmosphäre zu schaffen, die uns unterstützt, einen konzentrierten Denkraum zu halten, wenn wir uns in Themen vertiefen und der gleichzeitig dazu einlädt, die ausgetretenen Denkpfade zu verlassen und den Blick Richtung Zukunft zu richten, um Neues zu wagen.

Die Arbeitsräume werden eingerichtet
Das neue Studiengangsbüro ist mit separatem Zimmer für Telefonate und Videokonferenzen für die Zukunft der organisatorischen Zusammenarbeit gut gerüstet. Hier haben wir Platz zum konzentrierten Arbeiten am Projekt jenseits des Seminars. Denn Selbstbestimmt Studieren bedeutet auch alles selbst zu organisieren und somit auch einige Arbeit am Computer.
Für eine bessere Ergonomie und Vielfalt im Arbeitsalltag sind neben den bestehenden Tischen auch ein Stehschreibtisch und eine bodennahe Arbeitsmöglichkeit mit Sitzkissen und niedrigem Tisch geplant.

Leben im Uni-Haus
Die Seminare in unserem Studiengang finden in Blockwochen statt. Daher sehen wir uns etwa einmal im Monat für eine Woche zum Seminar. Weil nicht alle Studierenden vor Ort leben und viele jeweils extra für die Seminare anreisen, brauchen wir Übernachtungsmöglichkeiten.
In den vergangenen anderthalb Jahren unseres selbstbestimmten Studiums waren wir umherziehend unterwegs und der Rucksack samt Isomatte und Schlafsack wurden zu unseren festen Begleitern. Für die Seminarzeit hatten wir jeweils Räume angemietet und lebten aus dem Rucksack heraus. Diese Zeit der Wanderschaft ist nun vorerst vorbei und damit eröffnen sich viele neue Möglichkeitsräume und viel mehr Ruhe in der Vertiefung in unsere Bildung.
Unser neues Uni- Haus verfügt über einen Wohnbereich mit Schlafzimmern und genügend Betten, dass wir alle währende der Seminarzeit einen Ort zum Schlafen haben. Geplant ist, dass einige Studierende auch fest in das Haus einziehen werden, während die meisten Zimmer als Schlafzimmer für diejenigen Studierenden bereitstehen, die jeweils für die Seminare anreisen.

In der Bau-Woche haben wir uns auch gemeinsam den Schlafzimmern für die Studis angenommen, die nicht vor Ort wohnen werden. Herausgekommen sind einige wirklich schöne und gemütliche Zimmer, die für die Seminarzeit ein zweites Zuhause für uns werden.
Zum gemeinsamen Leben während der Seminarzeit und darüber hinaus ist es wichtig, dass wir genügend Raum für Begegnung haben. Unser zukünftiger Gemeinschaftsraum wird die Qualitäten von Wohnzimmer, Essensraum, großzügiger Küche und Café miteinander vereinen. Diesen Raum werden wir schrittweise weiter ausbauen. Hier braucht es eine gute und umfangreiche Planung, die bereits im vollen Gange ist. Die Bau-Woche haben wir indes zuerst für Rückbauarbeiten und zur Material-Akquise genutzt.

Aktuell planen wir eine großzügige Küche, in der bequem für bis zu 30 Menschen gekocht werden kann (auf dem Foto zu sehen im Bereich rechts bei den Waschbecken), einen gemütlichen Wohnbereich im hinteren Teil des Raumes, sowie im vorderen Bereich Tische zum Essen.

Vision und Konzept des Uni-Hauses
Unsere erste Bau-Woche ist vorbei und es hat sich unglaublich viel getan: Die Stimmung im Gebäude hat sich gewandelt in den letzten Tagen. Es weht ein Geist von Aufbruch und Zukunft durch die Flure und Räume unseres neuen Uni-Hauses.
Für uns als Studiengang bedeutet dieser Einzug in ein eigenes Haus, das Betreten eines Raumes voller neuer Möglichkeiten und Chancen.
Mit den zwei bestehenden Jahrgängen und dem dritten Jahrgang, der im Oktober mit dem Studium beginnt, wird es während der Semesterzeit fast durchgängig Seminare geben. Teils sogar mehrere gleichzeitig. Dies stellt uns mit unserer bisherigen Raumorganisation vor Herausforderungen und macht es zu einem logischen Schritt, feste Räumlichkeiten zu mieten.
Damit beginnt eine neue und bedeutende Phase in der Geschichte des Projekts: All die Logistik, die notwendig war, für die Seminare entsprechende Räumlichkeiten zu organisieren, entfällt nun. Dafür entstehen mit dem Betrieb des Gebäudes für uns neue Tätigkeitsfelder, in denen wir viel in der Praxis lernen können. Dass wir das Haus nun auch zwischen den Seminarwochen zur Verfügung haben, ermöglicht uns auch noch leichter außercurriculare Veranstaltungen in den eigenen Räumlichkeiten zu organisieren. Es gibt bereits Ideen für eine Summerschool, Chor- und Theaterprojekte oder auch einfach ein gemeinsames Treffen zum Schreiben von Vertiefungsarbeiten. Fortan sind in der Nutzung unserer Räumlichkeiten die einzigen Grenzen, die der eigenen Fantasie.

Möglichkeitsräume entstehen
In der Vergangenheit hat es uns an Begegnungsräumen gefehlt, um uns zwischen und nach den Seminaren zu treffen. Gerade für die Studierenden, die nicht bereits vor Ort in einer WG leben, ist es besonders wichtig, dass es ein gemeinsames Studiengangs-Wohnzimmer gibt. In der entspannten Atmosphäre kommen wir ins Gespräch, lernen uns als Menschen kennen und leben gemeinsam während der Seminarzeit.
Die großzügige Küche im Gemeinschaftsraum eröffnet uns auch neue Möglichkeiten. Dank der Lagerfläche und der durch den festen Ort gegebenen besseren Planungssicherheit können wir in Zukunft in Großgebinden einkaufen, was den Einkaufsaufwand und den Müll reduziert.
Die offene und warme Atmosphäre lädt zum gemeinsamen Kochen ein, wobei wir in der Planung ein Augenmerk darauf gelegt haben, dass das Kochen nicht zu einer lästigen Reproduktions-Arbeit wird, die irgendwo abseits des Lebens im Haus geschieht. Vielmehr macht die offene Gestaltung das tägliche Kochen zu einem Teil des gemeinsamen Lebens.
Perspektivisch wäre es auch denkbar das Wohnzimmer in den Sommermonaten sonntags im Rahmen eines Zweckbetriebs unseres Vereins als Café zu öffnen und somit noch mehr Begegnungsräume mit den NachbarInnen und Wandernden in der Region zu schaffen.
Unser neues Uni-Haus liegt inmitten der rauen Rhön in unmittelbarer Nähe von einigen bekannten Wanderrouten. Auf diese Weise könnte uns unser Haus auch eine Form von Öffentlichkeitsraum geben und die Möglichkeit, unser Projekt persönlich kennenzulernen.

Mit großen Ideen für die Zukunft blicken wir voller Freude auf die Möglichkeit, den Betrieb der eigenen Räumlichkeiten in den nächsten vier Monaten zu erproben, um dann mit dem Start des dritten Jahrgangs im Oktober den vollen Betrieb aufzunehmen.