Wir haben lange nichts von uns hören lassen. Daher ist es wichtig zu berichten. Denn unsere Funkstille liegt daran, dass unsere Studiengangsinitiative turbulente Monate hinter sich hat. Es ist einiges wichtiges passiert und lange Zeit gab es mehr Fragen als Antworten in Bezug auf unseren weiteren Weg.

8. Februar ’22, Semesterabschluss

In unserer großen Runde wird allen der aktuelle Stand der Hochschulkooperation und Akkreditierungsbestrebung vorgestellt. Was sich seit einer Weile anbahnt, ist nun klar: Die Akkreditierung kann von den aktuell daran arbeitenden Personen nicht weiter getragen werden. Der Prozess fordert einfach zu viel Zeit und Kraft, ohne dass dabei wesentlich Entwicklung in näherer Zukunft zu erwarten sind.

Deshalb wird die Frage im Kreis herumgegeben, wer sich vorstellen kann, diese Aufgabe anzunehmen und weiterzutragen: Doch das kann zu diesem Zeitpunkt niemand.

Wir können also den Studiengang in seiner aktuellen Form, d. h. den Lehrbetrieb selbst zu organisieren, parallel dazu sinnvoll am Lehrbetrieb teilzunehmen und die Arbeit an einer offiziellen Anerkennung all dessen, nicht weiterführen.

Doch natürlich ist dies nicht das Ende der Reise, sondern lediglich eine Wegscheide bei der Verfolgung unsere Ziele und Träume. Es ist ein neuer Ausrichtungspunkt, ein Moment des Neu-Greifens, weshalb wir in kleinen Gruppen weiterführende Wege und Formen für unsere Ideen und Wünsche erträumen und diskutieren, welche wir dann in die große Runde tragen.

In den darauf folgenden Monaten haben sich aus diesen sowie auch älteren Ideen einige konkrete Bestrebungen herausgebildet. Einige von diesen tragen Teile dieses Studiengangs sehr direkt weiter, andere greifen einige der zugrunde liegenden Ideen in neuer Form auf.

Doch bevor wir nächste Woche auf all diese Zukunftswege schauen, wollen wir Ihnen erst erzählen, wie wir das Vergangene geehrt, gefeiert und abgeschlossen haben:

21.-24. Juli ’22, Abschlussseminar

Zum vorerst letzten Mal kommen wir in Sonnerden zusammen, um im Seminar gemeinsam zu denken, Erinnerungen aufleben zu lassen und unser Projekt zu verabschieden.

Wir haben uns entschieden, inhaltlich das Thema „Halt“ auf dem Abschlussseminar zu bewegen. Die Fragen, die wir dazu sammeln, suchen Antworten darauf, was uns Halt im Leben gibt, wie wir das halten können, was uns aus der Welt und dem eigenen Innern entgegen kommt und wie ein Projekt Halt geben kann. Wie hängt Halt mit Spiritualität und Freiheit zusammen? Kann Halt beweglich sein und können wir uns selbst Halt geben? Welche Dimensionen hat Halt und wie spiegeln sich diese im Sprachgebrauch wider? Im Gespräch und anhand philosophischer Texte gehen wir Antwortversuchen auf diese Fragen nach.

In mehreren Runden tragen wir zudem Erinnerungen und eindrucksvolle Momente aus der Projektzeit zusammen. So wird Selbstbestimmt Studieren im Raum zwischen uns noch einmal lebendig und lässt seine Farben aufleuchten. Wir spüren wie dieses Projekt uns auf ganz besondere Art verbindet und verbunden hält. Es ist schön in dieser intimen Runde gemeinsam in die Vergangenheit zu fühlen, aber zugleich ist es schmerzvoll zu wissen, dass all das, die Erinnerungen und die uns tragende Atmosphäre dieser Art von Seminar, nun vorüber geht.

In diesen Abschiedsschmerz spüren wir am letzten Tag ganz bewusst hinein. Wir versammeln uns auf der sonnigen Wiese vor dem Bildungsbau und bilden einen großen Kreis. Für einige Minuten gehen wir – jede und jeder für sich – in uns und notieren jeweils auf einem kleinen Zettel etwas, das wir hier – in diesem Projekt, an diesem Ort, in dieser Runde – lassen, und etwas, das wir daraus mitnehmen wollen. Einige verbrennen die Zettel mit dem, was hier bleiben soll, symbolisch, andere nehmen ihn zur Erinnerung mit. Zum Abschluss stehen wir wieder im Kreis. Wir halten uns an den Händen, machen einen Schritt in die Mitte und heben die Arme. Ein letztes mal schauen wir den anderen tief in die Augen, bevor wir sie schließen und mit einem Schritt nach außen den Griff der Hände und damit den Kreis lösen.

Das Projekt Selbstbestimmt Studieren hat damit vorerst einen würdigen Abschluss gefunden, doch erlischt damit nicht seine Glut. Einige Ideen werden in verschiedenen Projekten von Menschen, die am Studiengangsprojekt beteiligt waren, weiter verfolgt. Bevor wir diese nächste Woche vorstellen, hier bereits der Hinweis auf eines dieser Projekte:

Das erste Seminar des Begleitstudiums Philosophie findet vom 11. bis 13. November 2022 statt, also schon recht bald. Zum Kennenlernen des Begleitstudiums ist zunächst auch eine Anmeldung nur zu diesem Seminar möglich. Das Thema lautet: „Grundprobleme der Gegenwart: Philosophieren im Anthropozän“. Mehr Infos gibt es unter https://philosophisches-seminar.org/begleitstudium/ und im nächsten Newsletter.

Mit freundlichen Grüßen, Richard Häsner und SimonC. Schill
Im Namen der Studiengangsinitiative Selbstbestimmt studieren e.V.