Wenn du gefragt wirst: “Wie sieht dein Leben in fünf Jahren aus?”, auf welchen Teil der Frage antwortest du? Antwortest du auf: “Was willst du in fünf Jahren besitzen?”, dann sähe deine Antwort so aus: “Ich habe Familie, ein Haus, ein Auto und eine Ferienwohnung wo es warm und der Strand in der Nähe ist.” Antwortest du auf: “Womit verbringst du in fünf Jahren deine Zeit?”, dann antwortetest du “Ich habe einen gut bezahlten Job in einer Führungsposition, ich bin in einer festen Beziehung und habe dieses oder jenes Hobby.” Antwortest du auf: “Was hast du bis in fünf Jahren alles gemacht?”, dann wäre deine Antwort folgendes: “Ich habe dieses Studium und/oder diese Ausbildung, bin durch alle Welt gereist und habe mich in diesem und jenem Job ausprobiert und dann eine Familie gegründet und Karriere gemacht.”
All das ist das Gegenteil von Selbstbestimmung. Es ist ganz und gar fremdbestimmt, förmlich Unterordnung. Aber Worunter?
Was ich meine, wenn ich frage: “Wie sieht dein Leben in fünf Jahren aus?” ist: “Was ist dir in fünf Jahren wichtig? Was werden deine Leidenschaften sein? Was wird dir Freude bereiten und was wirst du fürchten?” Und, und das vor allem anderen: “In welcher Welt wirst oder willst du in fünf Jahren leben?”
Erst in dieser Fragestellung entfaltet sich das Moment der Selbstbestimmung. Erst wenn ich mich frage: “Was ist mir eigentlich wichtig?” habe ich die Möglichkeit meine eigenen Werte zu setzen. Die anfangs vorgestellten Antworten beinhalten schon Wertsetzungen, die uns von der aktuellen Gesellschaft aufgezwungen wurden. Verstehe mich bitte nicht falsch: Gesellschaft ist gut und wichtig, aber doch nur dann, wenn jede*r immer noch die Möglichkeit hat, sie*er selbst zu sein. Die anfänglichen Antworten beinhalten die Wertsetzungen: “Besitz ist wichtig. Familie ist wichtig. Was ich besitze sagt etwas über mich aus. Ich habe, also bin ich.” und “Arbeiten und Dinge tun ist wichtig. Ich arbeite und erhalte gutes Geld, also ist es sinnvoll, was ich tue, und sagt etwas sinnvolles über mich aus. Meine Hobbies machen mir Spaß. Was ich tue sagt etwas über mich aus. Ich tue, also bin ich.” und “Erlebnisse sind wichtig. Ich habe ein Studium erlebt. Ich habe Orte und Menschen erlebt, viele verschiedene sogar. Was ich erlebt habe, sagt etwas über mich aus. Ich erlebte Dinge, also bin ich.”
Kein Mensch kann mir sagen, dass das das Maximum an Freiheit ist, was ich in meinem Leben zu erwarten habe.
Die Andere von mir vorgestellte Frage, das ist gelebte Demokratie. Wie kann es sein, dass die Lebensplanung so vieler Menschen, nicht die sie umgebende Welt einschließt? Es ist ja wohl offensichtlich, dass du, wenn du diese Frage nicht stellst, dich nicht an der Gestaltung der Welt beteiligen möchtest. Das heißt aber auch, dass du das, was da an Welt gestaltet wird, einfach schlucken musst, ob’s dir passt oder nicht. Deshalb heißt Selbstbestimmung immer mitmischen, sich einmischen, sich beteiligen. Ansonsten ist es freiwillige Sklaverei.
Selbstbestimmung, das ist die Frage: “Was könnte mir eigentlich alles wichtig sein und in welcher Welt will ich leben?” Und das ist eine Frage, die kein Mensch für dich beantworten können sollte.
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